Am Berufungsort

Die Reportage vom Einsatz fĂŒr Menschen

Nova Rock: Einsatz mit Rockriffs

SanitÀter:innen zwischen Zeltplatz, Moshpit und Musikrausch

08.07.2025 34 min

Zusammenfassung & Show Notes

🎾 Nova Rock Spezial – Wenn 220.000 feiern und das Rote Kreuz hilft
Mehr als 220.000 Besucher:innen, vier Tage Festival-Feeling – und ein starkes Team vom Roten Kreuz, das im Hintergrund dafĂŒr sorgt, dass Hilfe da ist, wenn’s drauf ankommt.
In dieser Reportage vom Nova Rock 2025 begleiten wir SanitĂ€ter:innen, NotĂ€rzt:innen und Kriseninterventionsteams durch ihre EinsĂ€tze bei Hitze, Bass und Menschenmassen. Wir zeigen, wie sich ein Acker in eine temporĂ€re Großstadt verwandelt – und was passiert, wenn Linkin Park die BĂŒhne rockt und das Festival in voller Wucht lebt.
Mit dabei: Veranstalter Ewald Tatar, der erzĂ€hlt, wie man ein Megaevent plant – und Marco Pogo, der seine ganz persönliche Festival-Erinnerung teilt.

Wenn sich Nickelsdorf fĂŒr ein paar Tage in die drittgrĂ¶ĂŸte Stadt Österreichs verwandelt, steht eines fest: Es ist Nova Rock – und mit dabei ist das Rote Kreuz.

In dieser Folge begleiten wir NotĂ€rzt:innen, SanitĂ€ter:innen und Einsatzleiter:innen vier Tage lang im Ausnahmezustand. Wir zeigen, was hinter den Kulissen eines der grĂ¶ĂŸten Musikfestivals Europas passiert: Von der mobilen Leitstelle ĂŒber EinsĂ€tze in der SanHist bis hin zur Krisenintervention.

Mit dabei:

  • Veranstalter Ewald Tatar, der erklĂ€rt, was das Festival ausmacht
  • SanHist-Leiter:innen und mobile Teams im vollen Einsatz
  • Marco Pogo, der nicht nur als Musiker, sondern auch als Host dabei war – mit einer unvergesslichen Anekdote
🔗 WeiterfĂŒhrende Links

🎙 Schwesterfolge: Marco Pogo als Host im ÖRK-Podcast
âžĄïž Österreichisches Rotes Kreuz – Der Podcast: Nova Rock Spezial

🌐 Mehr zum Mitmachen beim Roten Kreuz Niederösterreich
âžĄïž www.ehrensache.at

🌍 Infos zum Nova Rock Festival
âžĄïž www.novarock.at

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– alle SanitĂ€ter:innen, NotĂ€rzt:innen, MobSan-Teams, FĂŒhrungskrĂ€fte und Koordinator:innen
– Manuel Komosny (Rotes Kreuz Burgenland)
– Denise Frank, Tao Bauer und Lena Wergen (JUHUU Factory)
– Ingeborg Jakubuff fĂŒr redaktionelle Beratung
– Marco Pogo fĂŒr den Besuch im Zelt – und die Podcast-UnterstĂŒtzung

🎧 Produktion & Team

Hosts: Medea Thiery & Florian Schodritz
Edit und Skript: Florian Schodritz
Mastering: Tao Bauer - Klangdesign.at
 Produktion: Rotes Kreuz NÖ & JUHUU Factory
Beratung : Ingeborg Jakubuff

Transkript

Wenn im Burgenland die BĂ€sse dröhnen, tausende Menschen dort abfeiern, wo sonst nur AckerflĂ€che die Landschaft prĂ€gt und das Spitzenfeld der internationalen Musikszene sich sprichwörtlich die TĂŒrklinke in die Hand gibt, dann kann das nur eines bedeuten, it's Nova Rock time! Nova Rock ist immer geil! Es ist eine ganz eigene Wörter. Der Anreisetag ist immer der, der am meisten eskaliert. Ah, Korn war schon super! Wir sind den ganzen Tag aktiv, wir saufen Bier. Linkin Park, definitiv! Naja, spĂ€testens bei Apokalyptica werden wir heute dann ins GeschĂ€ft einsteigen. Ein Festival, das nie schlĂ€ft und mitten im Strom der Beats, der Menschen und des Lichts ein Team, das bereit ist, wenn's drauf ankommt. Also heute 11 Uhr waren bereits 522 Patientenversorgungen. WĂ€hrend andere feiern, beginnt fĂŒr die MitarbeiterInnen des Roten Kreuzes der Einsatz und sie helfen mit Ruhe, Erfahrung und Herz. Es gibt von bis, banale Sachen wie Alkintox, wie Übelkeit, wie SonnenbrĂ€nde. Geht aber auch bis zum Krampfanfall oder schwerwiegendere Krankheitsbilder und das macht das Notarztdasein sozusagen aus. Das Nova Rock gehört zu den grĂ¶ĂŸten Musik-Events Europas und ist ein Magnet fĂŒr Stars und GĂ€ste. Mit ĂŒber 220.000 Besuchern herrscht hier Großstadt-Feeling. Eine logistische Herausforderung fĂŒr Veranstalter, aber auch fĂŒr die HelferInnen vor Ort, weiß Holger Janisch. Er ist hier fĂŒr die Logistik verantwortlich. Vom Roten Kreuz steht da ein Zelt. Da ist untergebrachtes Sanhist-Camping. Die Versorgung fĂŒr die Mitarbeiter, Schlafplatz fĂŒr RTW in der Nacht. ZusĂ€tzlich die Einsatzleitung mit Stabsbereich, MLS. Dann stehen noch zwei Sanhists draußen, jeweils bei Blue und Red. Ja und dann haben wir noch auf der Carawan einen Container stehen fĂŒr kleine Versorgungen. Sanhist-MLS klingt erstmal wie Geheimsprache. Dabei steckt dahinter ganz praktische Festival-Logistik. Eine Sanhist ist eine SanitĂ€tshilfsstelle, also ein großes Versorgungszelt fĂŒr medizinische EinsĂ€tze. Und eine MLS, das ist die mobile Leitstelle. Ein Fahrzeug mit Funk, Monitoren und ArbeitsplĂ€tzen zur Koordination der EinsatzkrĂ€fte vor Ort. Und was man hier aufgebaut sieht, ist das Ergebnis monatelanger Vorbereitung. Denn der Einsatz vom Nova Rock beginnt nicht erst mit dem ersten Konzert, sondern viele Wochen vorher. Weiß-Einsatzleiter Christoph Frimml. Das Nova Rock fĂ€ngt bei uns meistens so nach dem Jahresbeginn Ende JĂ€nner, Anfang Februar an. Und die harte Phase ist dann tatsĂ€chlich April, Mai, wo es dann mehr wird. Und die letzten zwei Wochen ist dann wirklich intensiv NOVAROQ. Diese Strukturen und Planung braucht es, wenn man fĂŒr ein paar Tage zur drittgrĂ¶ĂŸten Stadt Österreichs wird. Und auch Veranstalter Ewald Tatar weiß, ohne prĂ€zise Planung lĂ€uft hier gar nichts. Dazu gehört auch eine funktionierende medizinische Versorgung. Das Rote Kreuz ist natĂŒrlich ein extrem wichtiger Faktor. Weil natĂŒrlich viele Dinge passieren. Wir wissen, es geht in die ein, zwei tausend FĂ€lle, die man beim Festival immer versorgen muss. Und das macht das Rote Kreuz einfach perfekt. In jedem Fall einzigartig sind auch die Arbeitsbedingungen fĂŒr die Mitarbeiterinnen des Roten Kreuzes. Wer einmal kommt, der kommt immer wieder. Man arbeitet halt direkt mit dem Notarzt bei den Patienten. Und man hat auch sehr viel Verantwortung und darf auch sehr viel machen da. Und das ist halt richtig spannend und wirklich auch einmal ganz was anderes. Also wir freuen uns wirklich jedes Jahr, wenn wir wieder im Sommer da sind. In dieser Episode von Am Berufungsort begleiten wir die Teams vom Roten Kreuz. Hautnah, mitten durch Staub, Sturm und StadiongefĂŒhl. Wir schauen hinter die Kulissen dieses großen Einsatzes fĂŒr das Rote Kreuz. Und wir stellen uns die Frage, wie bereitet man sich auf vier Tage Ausnahmezustand vor? Und was passiert hinter den Kulissen eines der grĂ¶ĂŸten Festivals Europas? Man sieht, die Patientin macht die Augen auf, schaut ein bisschen verwirrt. Sie schaut uns auch an, aber sie reagiert auf uns. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Und was ist mit deinem Knie passiert? Das ist ein bisschen peinlich. Ich habe mich hingehockt und dann ist Meniskus gerissen oder rausgesprungen oder irgendwas. Mein Name ist Medea Thiry. Und ich bin Florian Schodritz. Willkommen am Berufungsort. Nickelsdorf. Ein kleiner Ort im östlichen Zipfel Österreichs, direkt an der Grenze zu Ungarn. Knapp 1900 Menschen leben hier. Es gibt einen Supermarkt, einen Dorfplatz, gleich zwei Kirchen und ein Kaffeehaus. Was man eben braucht. Ein typisches burgenlĂ€ndisches Dorf, könnte man sagen. Geografisch liegt Nickelsdorf im pannonischen Becken, am Rand der Pandorfer Platte. Die Region ist geprĂ€gt von weiter, offener Landschaft. BĂ€ume sind hier selten. Stattdessen gibt es scheinbar endlose AckerflĂ€chen und hunderte WindrĂ€der, die in den Himmel ragen. Das Klima ist hier mild, beinahe mediterran. Dank der NĂ€he zum Neusiedler See gibt es hier viele Sonnenstunden, vor allem im Sommer. UrlauberInnen und RadfahrerInnen schĂ€tzen das. Die Gegend hat ihren eigenen Rhythmus. Ruhig, weit, klar. Doch einmal im Jahr ist alles anders. Dann zieht es mehr als 220.000 Menschen hierher. Nicht wegen der Felder, nicht wegen des Wetters, sondern wegen einer AckerflĂ€che am Rand des Ortes, dort, wo das Nova Rock Festival stattfindet. Einmal im Jahr verwandelt sich Nickelsdorf in eine der grĂ¶ĂŸten Festivallocations Europas. Wo sonst Traktoren fahren, stehen DammbĂŒhnen, Zelte und zigtausende feiernde Menschen. Ein Ort, vier Tage, ĂŒber 220.000 GĂ€ste und eine Energie, die noch lange nachklingt. Hallo! Servus, ich bin der Fabio. Wunderbar, super Intro. Wie geht's? Mir geht's so gut wie noch nie eigentlich. Echt, wieso? Ja, Festival, geile Leute, geile Zeit. Was denn seh ich da? Ich da, mit denen da. Geil einfach. Festival, geile Zeit, geile Stimmung. Aber nicht nur fĂŒr BesucherInnen, auch fĂŒr die EinsatzkrĂ€fte vor Ort. Wer am Nova Rock Dienst hat, startet den Tag an der Sunhurst Camping, der SanitĂ€tshilfsstelle fĂŒrs CampgelĂ€nde. Ein großes Zelt, in dem Container stehen. Georgia Praska ist schon bereit. Sie begrĂŒĂŸt die ersten SanitĂ€terInnen. Das Badge in der Hand, den Dienstplan fĂŒr die hunderten eingeteilten MitarbeiterInnen, hat sie bereits in den vergangenen Wochen vor dem Festival geschrieben. Georgia ist heute hier am GelĂ€nde fĂŒr das gesamte Personal verantwortlich. Keiner kommt aufs GelĂ€nde, ohne dass er bei mir Hallo und TschĂŒss sagt. Ich bin verantwortlich, dass jeder registriert, abmeldet, mit seinen ID-Karten ausgestattet wird und weiß, wie es dann weitergeht. Die vielen SanitĂ€terInnen und ÄrztInnen kommen aus ganz Österreich, um am Nova Rock Dienst zu machen. Vom Ortsrand in Nickelsdorf gibt es einen Shuttle-Verkehr, um auf das GelĂ€nde zu kommen. Ja, danke, verstanden. Shuttle 2 ist wieder am Ziel, herinnen. Danke. Shuttle 2, magst du sonst direkt gleich bitte rausfahren? Wieder am Mitarbeiterparkplatz. Ja, genau, bitte wieder am Mitarbeiterparkplatz. Meine Shuttle-Fahrer sind gerade am Weg vom Mitarbeiterparkplatz zurĂŒck zu mir, weil jetzt kommen gleich wieder die nĂ€chsten zwölf Personen, die sich anmelden. Das heißt, es lĂ€uft hier bei dir jetzt alles zusammen und du verteilst dann die Leute auf die Stationen. Wo kommen die jetzt hin? Jetzt treffen gerade die zwei BĂŒhnen ein, die sogenannte Blue Stage und die Red Stage. Die fangen beide um 13 Uhr mit ihrem Dienst an. Wie viele Leute habt ihr also pro Tag im Einsatz? Heute ist der stĂ€rkste Tag. Heute sind wir bei 270 Personen, die wir in 24 Stunden am GelĂ€nde betreuen. Und insgesamt sind es ca. 750 von Montag bis Sonntag. Noch liegt trotzdem, dass es schon spĂ€ter Vormittag ist, eine gewisse MĂŒdigkeit ĂŒber dem GelĂ€nde. Die Wege zwischen den Zelten fĂŒllen sich nur sehr langsam. In der Ferne hört man den Soundcheck auf den BĂŒhnen. Einige FestivalgĂ€ste schleppen sich mit HandtĂŒchern zu den Duschen, andere schlendern mit Kaffeebechern oder auch dem einen oder anderen FrĂŒhstĂŒcksbier durchs Camp, auf der Suche nach einem Snack oder Klarheit. Aber ein Trend setzt sich dieses Jahr besonders durch. Flunkyball. Flunkyball. Flunkyball. Flunkydog. Flunkyball. Flunkyball spielen. Flunkyball. Flunkyball ist ein Trinkspiel mit zwei Teams, einer Flasche in der Mitte und einem Ball. Wer die Flasche trifft, darf trinken, solange bis das andere Team sie wieder aufgestellt hat. Wer zuerst ausgetrunken hat, gewinnt. Einfach, wild, Festival eben. Wir sagen an dieser Stelle ganz klar, drink responsibly. Denn auch der beste Festival-Sommer ist nur dann gut, wenn alle wieder gesund nach Hause kommen. Viele vertreiben sich die Zeit am Vormittag bis am Nachmittag, die Bands die BĂŒhne rocken, aber auch einfach nur mit PromenadenspaziergĂ€ngen. Na, jetzt tue ich eigentlich gerade ein bisschen Strawanzen. Ganz alleine hier in der knallen Sonne. Es sind so viele leiwonde Leute unterwegs. Kapperl auf eingschmiert bin ich... Das heißt, du gehst einfach und dann bleibst du stehen, wo die Leute sind. Genau. Übrigens, wenn ihr selbst schon mal beim Nova Rock dabei wart, was ist eure liebste Festival-Erinnerung? Flunkyball-Fail, Zeltplatz-Romantik oder das beste Konzert eures Lebens? Schreibt es uns gerne in die Kommentare unter dieser Folge. Wir freuen uns drauf. ZurĂŒck im Rotkreuz-Zelt. Im Stabsbereich neben der Sanhist-Camping lĂ€uft die tĂ€gliche Lagebesprechung. FĂŒhrungskrĂ€fte und Einsatzleitung sitzen Schulter an Schulter. Sie analysieren, was war und planen, was kommt. Thomas Horvath leitet die heutige Besprechung. Er ist im Stabsbetrieb fĂŒr die Einsatzplanung verantwortlich. Ein kurzer RĂŒckblick auf die letzten Stunden. Doch beim Nova Rock zĂ€hlt nicht nur der RĂŒckblick. Auch die nĂ€chsten Stunden wollen durchgedacht sein. Wie ist die Verkehrslage bei An- und Abreise? Gibt es EngpĂ€sse beim Personal? Wie sieht der aktuelle Materialstand aus? Und immer wieder wandert der Blick auch auf das Wetterradar. Regen, Wind oder Hitze können den gesamten Ablauf verĂ€ndern. FĂŒr das Festival und auch fĂŒr die Helfenden. Heute steht ein besonderer Abend bevor. Denn der heutige Headliner auf der HauptbĂŒhne der sogenannten Blue Stage ist Linkin Park. FĂŒr viele der große Show-Act in diesem Festivaljahr. Und mit ihm strömen zehntausende Fans auf das GelĂ€nde. Die EinsatzkrĂ€fte und auch das Rote Kreuz bereiten sich auf einen langen Abend vor. Und auf alles, was kommen könnte. ZusĂ€tzlich machen wir es heute fĂŒr die EinfĂŒhrung vor der BĂŒhne an Wellenbrecher. Und es wurden Schnecken fĂŒr den Zugang vorgesehen. Dass die Leute dort im Prinzip jetzt nicht an Masten einströmen können. Sondern dass man die Anzahl der Leute, die wirklich vor der BĂŒhne ist, dass man das auch entsprechend begrenzen kann. Das wird nur fĂŒr den heutigen Tag installiert. Und wird dann nach dem Linkin Park-Konzert wieder abgebaut. Wenn tausende Menschen in Bewegung sind, muss jedes Detail sitzen. Die Einsatzorganisationen stimmen sich eng ab. Wege, Fluchtzonen, Koordinationspunkte. Alles ist genau geregelt. Der SachverstĂ€ndige von der Behörde hat mitgeteilt, dass bei der Red Stage und bei der Blue Stage die NotausgĂ€nge zusĂ€tzlich mit Eingangsschleusern versehen worden sind, wo unsere Mob-Teams und unsere SanitĂ€tsdienstkrĂ€fte dann durchgehen können. Auch das Material muss stimmen. Wasser, Beleuchtung, Absperrungen. Und manchmal hakt es eben doch. Bei der Red Stage haben wir ein bisschen ein Wasserproblem. Wir haben dort eine Menge Zulauf. Da bin ich aber traurig. Aber wenn die SanitĂ€tsleiter sagen, in den nĂ€chsten zwei Stunden, wenn sie nichts tun, dass wer kommt. Damit wir dort auch ein bisschen das Wasser kriegen. Sonst, ja, im Großen und Ganzen lĂ€uft es. Zwischen den Tischen, neben kurzen Absprachen und LageplĂ€nen, telefoniert gerade Marlis PrĂŒner, die leitende NotĂ€rztin des heutigen Tages. Sie klĂ€rt gerade letzte Details mit einer Klinik in der Umgebung. Ja, passt. Danke dir. Ich darf mich wieder melden, wenn ich wieder was brauche. Sie verantwortet die medizinische EinsatzfĂŒhrung und die Ă€rztlichen Rahmenbedingungen fĂŒr den heutigen Festivaltag. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Denn wenn auf einmal 220.000 Menschen zusĂ€tzlich in einer Region leben, dann hat das unmittelbare Folgen fĂŒr das regionale Gesundheitssystem. Im Umkreis von Nickelsdorf gibt es nicht genug KrankenhĂ€user, die anfallende Patienten versorgen könnten. Wenn viele spezielle Krankheitsbilder auftauchen, kann man nicht mit allen Patienten ins selbe Krankenhaus fahren, damit man das Krankenhaus nicht ĂŒberlastet. Da sind alle umliegenden KrankenhĂ€user gebrieft, dass sie vielleicht ihr Spektrum ein bisschen erweitern können fĂŒr dieses Wochenende oder fĂŒr diese Tage des Noworoks. Und da ist immer gut, vorher RĂŒcksprache zu halten. Auch fĂŒr spezielle Erkrankungen oder UnfĂ€lle wie Augenerkrankungen zum Beispiel muss das ein bisschen koordiniert im Hintergrund ablaufen. Wir versuchen ressourcenschonend zu arbeiten. Wir schauen, dass die Rettungstransportmittel, die vom Noworok wegfahren, rasch wieder zurĂŒckkommen können, um anfallende Patienten oder Versorgungen auch weiterhin durchfĂŒhren zu können. Schauplatzwechsel. Wir sind in der SanitĂ€tshilfestelle direkt neben der Blue Stage. Die ersten Konzerte laufen bereits, die Stimmung ist gelöst, die Sonne steht hoch. Im Behandlungszelt bleibt es vorerst ruhig. Nur ein paar BesucherInnen mit kleinen Beschwerden sitzen auf den BĂ€nken. Die SanitĂ€terInnen versorgen Sonnenbrille, Prellungen, Kreislaufprobleme, Routine. Wie ist dein Name? Viktoria. Wo kommst du her? Linz. Und warum bist du jetzt da? Ich habe eine fette Blase Upcoming auf dem kleinen Zechen. Und deswegen hast du jetzt gleich das Sunset aufgesucht? Ich habe um eine Pflaster gebeten und sie haben mir freundlicherweise eine Pflaster gegeben und haben mir den kleinen Zechen gepolstert. GegenĂŒber sitzt Michi. LĂ€ssig, Tanktop, kurzer Haarschnitt, Sonnenbrille auf dem Kopf. Er kommt aus Augsburg und hat, begleitet von seinen Freunden, das Versorgungszelt aufgesucht. Der Grund, sein Knie. Das ist ein bisschen peinlich. Ich habe mich hingehockt und dann ist Miniskus gerissen oder rausgesprungen oder irgendwas. Was ist dann passiert? Dann bin ich zu die Sonnies gegangen und die haben mir dann geholfen und jetzt geht es dann weiter ins Krankenhaus. Warst du nicht vorher schon mal da? Ja, vor einer halben Stunde war ich einmal auf einem Konzert und jetzt geht es einfach ins Krankenhaus. Und nach dem Krankenhaus wieder zurĂŒck aufs Neue? Ja klar, selbstverstĂ€ndlich. Rechtzeitig zu? In Flames. Über die letzten 20 Jahre gab es weitaus skurrilere EinsĂ€tze als diesen, wie Überlieferungen erzĂ€hlen. Eine Urban Legend ist die mit dem Bierkrug. Also das war der Funkspruch zwischen dem damaligen Notarzt, der auf einer Sahne hieß, und dem damaligen leitenden Notarzt, dass ein Patient in die SanitĂ€tshilfstelle gebracht wurde, der seine Genitalien mit einem Kabelbinder abgeschnullt hat. Ich war dann mit dem Notarzt zum Weg in die entsprechende Sahne, und da hat sich dann schon eine SanitĂ€ter-Traube um den Patienten gebildet, weil eben keiner glauben hat können, dass man sowas wirklich macht. Ich habe dann, um den Patienten ein bisschen abzulenken, wĂ€hrend der Notarzt den Kabelbinder aufgeschnitten hat, mit dem Patienten ein bisschen gesprochen, und er hat mir dann erklĂ€rt, die Intention war, dass er eben sein Bier reinschmuggeln wollte, und dazu hat er sich einen Schottenrock angezogen, einen Kabelbinder um die Flasche, einen um seine Genitalien, und einen dritten Kabelbinder quasi um die ersten zwei zu verbinden. Ja, solche Geschichten schreibt nur das Nova Rock. Philipp Pauschenmein leitet heute die Sun-Hist bei der Blue Stage. Er koordiniert das Personal, sorgt dafĂŒr, dass alle wissen, was zu tun ist, und findet Lösungen, wenn es irgendwo hakt. Auch er ist lĂ€ngst ein Nova Rock-Routinier. Jedes Jahr ist er wieder dabei. Warum? FĂŒr ihn ist klar, der Einsatz hier ist nicht vergleichbar mit einem normalen Dienst auf dem Rettungswagen. Ja, also wir mĂŒssen da im Zelt gewisse TĂ€tigkeiten, die in einem Krankenhaus gemacht werden, wie zum Beispiel Risikogeldschwunden oder was, nĂ€hen. Das machen wir da auch, auf allen Sun-Hists in Wahrheit. Wir versuchen natĂŒrlich, den PatientenwĂŒnschen nahe zu kommen, die natĂŒrlich dann nicht unbedingt von da weg wollen und nicht in ein Krankenhaus wollen, sondern das am besten bei uns erledigen können, und da versuchen wir natĂŒrlich, das so gut es geht vorzubehandeln. Ein Teil des Teams der Blue Stage, die sogenannten MobSun-Teams. Mobile SanitĂ€tskrĂ€fte, die flexibel dorthin ausrĂŒcken, wo schnelle Hilfe gebraucht wird. Heute im Einsatz Alina Unger und Rezi Tribaumer, zwei erfahrene RettungssanitĂ€terInnen. Einer von uns hat ein FunkgerĂ€t, dort bekommen wir halt, wo wir hin mĂŒssen. Wir haben ein Raster-System und im Prinzip bekommen wir dann auch schon die ersten Informationen, also was grob passiert ist, und dann fahren wir eben mit unserer Trage, mit unserer Feldtrage und unserem Rucksack raus, suchen die Person, was halt meistens schon ein bisschen schwierig ist, und dann schauen wir, was passiert. Wenn sie nicht gerade draußen im GelĂ€nde unterwegs sind, helfen beide direkt in der Sun-Hist bei der Erstversorgung. Fußverletzungen, Kreislaufkollaps, HitzeschlĂ€ge oder Patienten, die von anderen Teams mit dem Rettungswagen gebracht werden. Heute waren die beiden aber auch schon als MobSun-Team im Einsatz. Die Patientin hat einen Hitzschlag gehabt, sie hat sich ĂŒbergeben. Das heißt, wir haben ihr dann ein KĂŒhlpack gegeben, um sie halt ein bisschen zu kĂŒhlen, haben dann auch den Blutzucker gemessen, um halt zu schauen, ob das in Ordnung ist. Und dann haben wir einen Rettungswagen nachgefordert, damit sie dann erst einmal in die SanitĂ€tshilfestelle gebracht wird. Doch was auf dem GelĂ€nde so geordnet wirkt, ist das Ergebnis von 20 Jahren Erfahrung und einem Team, das sich blind versteht. Veranstalter Ewald Tatar kennt jeden Quadratmeter der Pannonian Fields. Und er weiß, ein Festival in dieser GrĂ¶ĂŸenordnung verlangt Logistik, Vertrauen und Menschen, die wissen, was zu tun ist. NatĂŒrlich ist es eine gewisse Art von Routine, die natĂŒrlich reinkommt. Wobei, wie gesagt, Routine ist immer relativ. Du hast natĂŒrlich bei so einem großen Festival immer wieder Dinge, die du nicht einkalkulieren kannst oder mit denen du nicht rechnest, oder die halt einfach dir dazwischen kommen. Und genau, sage ich jetzt, diese Dinge funktionieren dann auch meistens sehr gut mit dem Team, das wir haben, weil sie schon genau wissen, wo sie was zu machen haben, wenn solche Dinge passieren. 220.000 Menschen, eine temporĂ€re Stadt mit allem, was dazugehört. Versorgung, Sicherheit und der Verantwortung, dass am Ende alle wieder gut nach Hause kommen. Wir wissen, es geht in die 1.000, 2.000 FĂ€lle, die man sozusagen beim Festival immer versorgen muss. Genau das ergibt diese Sicherheit, die das Festival bietet und vor allem die natĂŒrlich mit dem RĂŒckhalt vom Roten Kreuz, wir als Festival natĂŒrlich nur dankbar sein können, dass sofort, wenn irgendwas ist, reagiert wird. Und das macht das Rote Kreuz einfach perfekt. FĂŒr Tatar selbst sind es anstrengende Tage hier am Nova Rock. Also erst einmal wenig Schlaf. Ich stehe dann eigentlich relativ frĂŒh auf, trinke dann meinen Kaffee, meistens um siebene, halbe, achte herum in Ruhe. Und dann fahre ich aufs GelĂ€nde und bin eigentlich ab halb neun, neun am GelĂ€nde und bin, bis die letzte Band von der BĂŒhne herunten ist. Manchmal sogar noch lĂ€nger dann dort. Und dann hole ich mir wieder meine drei, vier Stunden Schlaf und dann geht das selbe Radl wieder. Aber trotz des enormen Stress- und Arbeitsbemustums fĂŒr den Mastermind gibt es auch besondere Momente, die ihm gerne in Erinnerung bleiben. Was fĂŒr mich schon schön war, war zum Beispiel zu sehen im Vorjahr den Keanu Reeves, der am Festival gespielt hat. Hollywood-Superstar. Und wie normal Menschen eigentlich sein können, obwohl sie Superstars sind. Der ist irgendwann am Vormittag in der FrĂŒh aus seinem Bus ausgestiegen, hat sich hingesetzt, hat seinen Kaffee getrunken mit uns hier draußen, hat geblabbert und, und, und. Und das sind dann so Momente, wo ich mir denke, es ist schön, dass es so etwas gibt, wo du dann auch weißt, warum du das Ganze machst und wo du dann auch Feedback kriegst, das positiv ist. Das sind speziell Versorgtypen und Versuche, die leiden dann. ZurĂŒck bei der SanitĂ€tshilfestelle Camping, dem grĂ¶ĂŸten Versorgungsbereich am Nowarok. Untergebracht in einem großen Zelt, rund um die Uhr besetzt. Im Gegensatz zu den kleineren Sunhists an den BĂŒhnen lĂ€uft hier ein 24-Stunden-Betrieb. In der Sunhist-Camping mehren sich die PatientInnen. Man merkt, es ist spĂ€ter Nachmittag. Die Sonne steht tiefer, es ist sommerlich heiß, das GelĂ€nde fĂŒhlt sich. Und die Festivalstimmung pflanzt langsam richtig auf. Am Rand des Areals steht ein Rettungswagen, bereit fĂŒr EinsĂ€tze, die weiter draußen stattfinden. Heute hat der Salzburger Johannes Böhm Dienst. Gemeinsam mit seinem Kollegen Simon Eisel ist er zustĂ€ndig fĂŒr all jene NotfĂ€lle, die fĂŒr mobile Teams zu weit entfernt wĂ€ren. Dann plötzlich Einsatz fĂŒr den Rettungswagen. Erste Informationen zum Geschehen sind nur spĂ€rlich. Routine fĂŒr die beiden SanitĂ€ter. Geheißen heißt, dass irgendwo irgendwer ein wenig zu viel erwischt hat. Und die Polizei sagt, nein, mal schauen. Über Schotterstraßen und Graswege fĂ€hrt das Team mit dem Rettungswagen zum Einsatzort. Die Wege teilen sie unter anderem auch mit BesucherInnen. Da heißt es langsam, vorausschauend, RĂŒcksicht nehmen. Manchmal ist der Weg durch die Menschenmassen eine Herausforderung fĂŒr den Einsatzlenker. Vor allem je lĂ€nger der Abend wird, desto weniger werden die Leute auf die Zeiten gehen. Vor allem wenn sie, so wie jetzt zum Beispiel gerade, alle wenig konzentriert sind aufs Handy, dann ist es teilweise nicht so ganz einfach. Am Einsatzort angekommen ist die Polizei bereits vor Ort. Weitere KrĂ€fte triffen gleichzeitig mit dem Rettungsteam ein. Die SanitĂ€ter verschaffen sich einen ersten Überblick. Also als erstes macht mal der Kollege eine Kontaktaufnahme mit der Patientin. Schaut mal, ob sie AnsprĂŒche auf ihn hat. Entweder durch Schmerzreiz oder Angreifen oder ob es nur auf das Anreden reagiert. Man sieht, die Patientin macht die Augen auf, schaut ein bisschen verwirrt. Sie schaut uns auch an, aber sie reagiert auf uns. Das ist schon mal ein Kurzzeichen. Jetzt steht auch noch fest, was passiert ist. Kurze Erstversorgung direkt vor Ort. Dann ist klar, die Patientin wird zur weiteren Behandlung in die Sanhist gebracht. Das Team bereitet den Transport vor. Ja, die Patientin wird jetzt gerade gemeinsam mit den Kolleginnen in den RTV geladen. Und jetzt legt sie sich auf die Trage, damit wir dann mit ihr in die Sanhist zurĂŒckfahren können und sie dort ordentlich versorgt werden kann. Oft sind es die MitarbeiterInnen der Security oder auch die Polizei, die bei ihren Runden auf dem GelĂ€nde zuerst HelferInnen werden. In diesem Fall war es die Polizei, die den Rettungsdienst nachforderte. Koordiniert werden EinsĂ€tze wie dieser von der sogenannten MLS, der mobilen Leitstelle. Ein Fahrzeug, ausgestattet mit mehreren ComputerarbeitsplĂ€tzen fĂŒr die DisponentInnen und umfangreiches Funkequipment fĂŒr die VerstĂ€ndigung mit den EinsatzkrĂ€ften vor Ort. Heute haben hier Nico Jambritz, Florian MĂŒller und Alex Faustner Dienst. Hier MLS, kommen. Hier RTW CĂ€sar, haben die PatientInnen abgeladen und sind wieder frei, kommen. MLS, verstanden. Nico gibt uns Einblick in seine Aufgaben. Unsere Aufgabe hier in der mobilen Leitstelle am Nowarok ist die Disposition von allen RTVs, einem NAW sowie den mobilen SanitĂ€tsteams am GelĂ€nde des Nowaroks. In der MLS gibt es zahlreiche Systeme, die den DisponentInnen zur VerfĂŒgung stehen, um den Überblick vor Ort zu behalten. Vor mir habe ich ein LADIS. Mit dem LADIS kann ich die FunkgerĂ€te einzeln auswĂ€hlen und somit ĂŒber sechs verschiedene FunkgerĂ€te ĂŒber einen Monitor funken. Dann habe ich das Einsatzleitsystem vom Nowarok offen. Hier sehe ich alle laufenden EinsĂ€tze sowie alle mir verfĂŒgbaren Ressourcen. Dann habe ich da oben noch ein Informationssystem. Da sehe ich den Standort unserer Fahrzeuge. Wie muss man sich das jetzt vorstellen? Irgendjemand am Nova Rock-GelĂ€nde braucht Hilfe. Wie kommt die Information zu dir und wie gibst du die dann weiter? Es gibt mehrere Möglichkeiten am Nova Rock, die Rettung zu verstĂ€ndigen. Eine wĂ€re eben ĂŒber die Securities. Die melden uns das dann ĂŒber Funk. Eine andere Möglichkeit wĂ€re, einfach 144 anzurufen. Die LSZ Burgenland ist gut mit uns verbunden. Die senden uns dann die EinsĂ€tze weiter und wir ĂŒbernehmen dann die Disposition am GelĂ€nde. ZurĂŒck im Rettungswagen behĂ€lt Johannes die Patientin im Blick. Was checkst du jetzt hier im Auto? Dass es einigermaßen munter bleibt. Die Radialis habe ich jetzt mit der Hand noch dabei. Wir schauen einfach, dass wir vor allem zurĂŒckkommen. Anja, gleich sind wir da. Die Lisa geht zu Fuß hinterher. Die ist aber gleichzeitig ungefĂ€hr wie wir. Simon kĂŒndigt das Eintreffen an. Jetzt gehört die RTB Doha. RTB Doha Richtung Sanhist Camping mit einer Patientin. Ja, das verstanden wir. Ankunft in der Sanhist. Die Patientin wird an das Team der SanitĂ€tshilfestelle ĂŒbergeben und weiter versorgt. Hier endet der Einsatz fĂŒr Johannes und Simon. Die Mitarbeiterinnen des Roten Kreuzes kĂŒmmern sich aber am Nova Rock nicht nur um medizinische Fragen. Auch erste Hilfe fĂŒr die Seele steht bereit. Heute sind Tanja und Liane. Beide arbeiten bei der Krisenintervention Burgenland bereit, um auch bei seelischen NotfĂ€llen zu helfen. Man könnte meinen, ein Festival ist nur Party. Nur gute Stimmung, aber mitten im Trubel zwischen Musik, Party und Überforderung gibt es manchmal Momente, in denen Menschen psychisch nicht mehr weiter wissen. Man vermutet, dass alles gut vonstatten geht, aber es ist dann bei den einen oder anderen doch die Situation, wo er sich alleine fĂŒhlt oder sonst irgendwelche außergewöhnliche Ereignisse passieren und dann brauchen sie uns doch. Die GrĂŒnde sind unterschiedlich. Ein Streit, zu viel ReizĂŒberflutung, psychische Vorerkrankungen oder einfach nur das GefĂŒhl, alleine zu sein. Nicht immer braucht es gleich eine intensive Betreuung. Manchmal reicht ein kurzer Anker. Naja, wir haben zum Beispiel heute zu jemandem gesagt, er soll ein bisschen was essen, was trinken, er soll sich jetzt einmal ausrosten, fĂŒr ein bisschen schlafen und wenn er was braucht, kann er jederzeit wieder herkommen oder zu irgendeinem SanitĂ€ter hingehen und sagen, sie sollen uns einfach rufen. ZurĂŒck in der Sanhist. Es ist frĂŒher Abend, die Sonne steht tief, doch hier ist keine Zeit zum Innehalten. Fast alle Betten sind belegt, die SanitĂ€terInnen haben alle HĂ€nde voll zu tun. Ein bisschen KapazitĂ€ten haben wir noch, aber nicht mehr recht viel. Ziemlich nah an der KapazitĂ€tsgrenze, sage ich mal. Michael Schwab ist heute der Leiter dieser SanitĂ€tshilfstelle. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen aus Freistaat unterstĂŒtzt er das Team vor Ort. Seine Aufgabe, den Überblick behalten, koordinieren, wenn es irgendwo hakt. FĂŒr mich als Leiter Sanhist, die Ressourcen richtig einzusetzen und da hin zu verschieben, wo sie gerade am dringendsten gebraucht werden, das ist mein grĂ¶ĂŸter Challenge eigentlich und das ist meine grĂ¶ĂŸte Herausforderung. Die Versorgungslage verĂ€ndert sich im Laufe des Tages. Je nach Uhrzeit und je nach Wetter ergeben sich andere Herausforderungen. Am Vormittag waren es noch mehr traumatologische Verletzungen, aber jetzt am Nachmittag ist es mehr zu internen NotfĂ€llen hingewechselt. Gerade wird ein junger Mann ins Versorgungszell gebracht. Sein Allgemeinzustand ist schlecht, er wirkt erschöpft, kraftlos, dehydriert. Routiniert ĂŒbernimmt das Team. Der Patient wird auf das Feldbett gelegt, Vitalzeichen erhoben, Symptome abgefragt. Manuel legt einen venösen Zugang, um dem Körper FlĂŒssigkeit zuzufĂŒhren. Nach einigen Minuten bessert sich der Zustand des Patienten. Heute ist natĂŒrlich ein extrem sommerlicher Tag mit extremen Temperaturen. Entsprechend hoch sind die Kollapsquoten, die Hitzeerschöpfungen und entsprechend gut ausgelastet ist er. Die SanitĂ€tshilfstelle da am Karawanplatz und der Patient hat eben genau ĂŒber Übelkeit geklagt. Wir sind jetzt im prĂ€kulatischen Zustand und haben mit seinem Zugangsstoff und darĂŒber eine Elektrolytlösung verbreitet und hoffen, dass wir das wieder festgelegt haben. Manuel ist nicht zum ersten Mal beim NOVAROQ im Einsatz. Mehrfach war er schon hier und er kommt gerne wieder. Es ist einfach die Stimmung, die Ausgelassenheit. Die Patienten, obwohl es ihnen nicht wirklich gut geht, sind eigentlich immer super drauf und sehr lustig. Das kann man ein bisschen genießen dann. Und trotzdem ist es kein gewöhnlicher Dienst. Denn was hier innerhalb weniger Stunden und Tage passiert, geht weit ĂŒber eine Schicht am Rettungswagen hinaus. Es ist eine höhere KapazitĂ€t. Wir haben heute, glaube ich, 30 Gewinn von uns gestochen. Das ist an einem Regelrettungsdienst nicht der Fall. Es geht Schlag auf Schlag. Gefordert werden, körperlich, medizinisch, mental. Aber auch genau deshalb sind viele SanitĂ€terinnen jedes Jahr wieder hier. Weil NOVAROQ nicht nur Ausnahmezustand ist, sondern auch ein ganz eigener Ort fĂŒr Zusammenhalt, Erfahrung und Teamwork. Auch Austro-Rocker, Arzt und Frontman der Band Turbo Beer, Marco Bogo, startete dem großen Versorgungszelt des Roten Kreuzes einen kurzen Besuch ab. Ich bin prinzipiell beeindruckt. Ich bin beeindruckt von dem Zusammenhalt des ganzen Teams hier. Man geht da rein in das Zelt und sieht, dass wirklich alle an einem Strang ziehen. Ich kann mir vorstellen, dass diese große Aufgabe, die ihr da habt, so ein Festival sicher zu begleiten, auch nur daran geht, wenn alle an einem Strang ziehen. Das hat mich eigentlich sehr beeindruckt. Ganz nebenbei konnten wir Marco auch noch ein paar persönliche Festivalerinnerungen entlocken. Als Patient, nicht als KĂŒnstler. TatsĂ€chlich, wenn wir schon beim NOVAROQ sind, dann möchte ich eine Geschichte vom NOVAROQ 2006, 2007 erzĂ€hlen. Da bin ich ziemlich verkatert in meinem Zelt aufgewacht. Man kennt das ja in der FrĂŒh. Man hat dann doch eher einen erhöhten FlĂŒssigkeitsbedarf. Den habe ich auch gehabt, als ich aus meinem Zelt rausgerĂ€umt bin. Es hat gefĂŒhlt 47 Grad gehabt. Da habe ich eine Flasche Mineralwasser entdeckt. Da bin ich hin gerannt und habe mir die in einen Schwung eingedrĂŒckt. Man kennt ja, wenn man viel geduscht hat, dann drĂŒckt man vielleicht die Plastikflaschen auch noch ein bisschen zusammen. Leider war es kein Wasser, sondern Obstler. Und dieses dramatische Erlebnis, das schleppe ich bis heute in meinen AlbtrĂ€umen nach. Auch im Sanizelt geendet dann? Nein, ich habe mich wie immer selbst therapiert. Übrigens, Marco Pogo war in diesem Jahr nicht als Musiker, sondern auch als Host im Einsatz. Und zwar fĂŒr die aktuelle Folge unseres Schwester-Podcasts Österreichisches Rotes Kreuz – Der Podcast. Darin spricht Marco direkt mit den MitarbeiterInnen des Roten Kreuzes am NOVAROQ. Über ihre Erfahrungen, ihre Herausforderungen und ĂŒber die ganz persönlichen Geschichten hinter der Uniform. Also, nach unserer Reportage am besten gleich reinhören. Wir haben euch die Folge in den Shownotes verlinkt. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen. Das Festival lebt in seiner ganzen Wucht. Auf der BĂŒhne Legenden, E-Hip-Hop, Rise Against, In Flames. Und dann ist es soweit. Einer der am fieberhaftesten erwarteten Acts dieses NOVAROQs steht an. Link in part.

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